
Das Denkmal ist in die Denkmalliste der Stadt Minden eingetragen.
Das Denkmal
zeigt Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Markgraf von Brandenburg,
Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches und Herzog in Preußen, der
ab 1675 den Beinamen „der Große Kurfürst“ trug. Es erinnert an die
Angliederung des Hochstifts Minden an Brandenburg-Preußen im Jahre
1648 im Rahmen des Westfälischen Friedens. Eine Plakette am Sockel
trägt die Inschrift Gedenke dass du ein Deutscher bist. Der Grosse
Kurfürst mit der falschen Jahresangabe 1648; richtig wäre 1658.
Das Denkmal wurde am 18. Juni 1901 durch die Mindener feierlich
enthüllt. Entworfen wurde es durch den Bildhauer Haverkamp aus
Berlin. Seit dem 21. Oktober 1949 befindet sich das Denkmal am
Wesertor. Hier stand es zunächst am Brückentor nördlich der
Brückauffahrt, 1976 wurde es dann im Zuge der Umbaumaßnahmen der
Weserbrücke und der Straßensanierung auf die Südseite der
Brückenauffahrt umgesetzt. Verantwortlich für die Neugestaltung nach
dem Krieg war der Berliner Architekt Werner March.
Eine Kopie der Statue, die am 21. Juni
1901 in Kiel vor der Marineakademie enthüllt wurde, wurde im Zweiten
Weltkrieg zerstört.
Standort |
Standort: Wesertor,
Anfang Weserglacis |
Auftraggeber |
Auftraggeber: ??? (Stadt Minden); finanziert von
Bürgerschaft, Stadt, Staatsregierung |
Künstler |
Wilhelm Haverkamp, Berlin |
Entstehungsjahr |
18.
Juni 1901 (Einweihung) (Idee 1898 aus Gips) |
Material |
Bronze; Beton/heller Naturstein (Sockel) |
Maße |
ca.
300cm (Figur) |
Beschriftungen |
(umlaufend)
urspr.: "Der große Kurfürst 1648 gedenke, daß du ein
Deutscher bist – Für Gott und für das Volk"
aktueller
Text: "Gedenke daß du ein Deutscher bist" |
Das Kurfürstendenkmal hat „viel bewegtes“ Dasein
Figur soll Denkmal sein,
das „für alle Zeiten“ Ausdruck „vaterländischer Gesinnung“ und
„westfälischer Treue“ verleiht.
Am Anfang stand ein
Jubiläum wie so oft im wilhelminischen Deutschland. 1898 gehörte
Minden seit 250 Jahren zu Brandenburg-Preußen. Zugleich hatte sich
für den September „Allerhöchster" Besuch angemeldet: Kaiser
'Wilhelm II., zugleich König von Preußen.
Rat und Stadtverwaltung
erkannten das, was in heutiger Politikersprache als Handlungsbedarf
bezeichnet wird und improvisierten.
Als Wilhelm II. (in
Generalstabsuniform, denn bei Minden fanden Kaisermanöver statt), am
5. September 1898 über die Weserbrücke fuhr, stand auf dem linken
Weserufer an der Südseite der Brücke eine Statue, die Friedrich
Wilhelm von Brandenburg zeigte, den „Großen Kurfürsten". Sie war
aus Gips und vom Berliner Bildhauer Fritz Kretzschmar modelliert
worden. Das Kaiserpaar äußerte sich wohlwollend über die Ehrung
des Vorfahren, Mindener Bürgern gefiel die Erinnerung an den
Kurfürsten ebenfalls - und die Dinge nahmen noch während des
Kaiserbesuchs ihren Lauf.
In den Akten des Kommunalarchivs findet sich die Anregung zu einem
dauerhaften Denkmal, das „für alle Zeiten" Ausdruck
„vaterländischer Gesinnung" und „westfälischer Treue" sein sollte,
und schon am 10. September -1898 formierte Sich ein Denkmalkomitee
samt geschäftsführenden Ausschuss. Als erstes wurde ein
Spendenaufruf entworfen und zum passenden Datum veröffentlicht: Der
24. Oktober bot sich als Jahrestag des Friedens von Münster und
Osnabrück 1648. dafür an, denn mit dem Ende des Dreißig jährigen
Krieges war Minden Brandenburg zuerkannt worden. Vier Berliner
Bildhauer beteiligten sich am Wettbewerb.
Die Jury bildete die um drei Mindener Honoratioren ergänzte
preußische Landeskunstkommission. Sie vergab am 17. April 1899 den
ersten Preis an Professor. Wilhelm Haverkamp, alle Entwürfe wurden
im selben Jahr bei der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt.
Eine kaiserliche Intervention blieb nicht aus: Wilhelm II. besuchte
Haverkamps Atelier und erteilte einige Ratschläge, unter anderem zur
Gestaltung des Sockels, den der Kaiser. gern so haben wollte, wie an
einem Denkmal in Wiesbaden. Wilhelm IL traute sich auf dem Gebiet
von Kunst und Geschichtsdeutung bekanntermaßen einiges zu.
Kronprinz kam zur
Einweihung
1901 konnte das Denkmal
in einem eigens angelegten Rondell aufgestellt werden. An Spenden
und Zuschüssen waren etwa 48.000 Mark zusammengekommen, von
denen Haverkamp einschließlich der Baukosten 30.000 Mark erhielt.
Erdarbeiten und Fundament schlugen mit 17.000 Mark zu Buche. Zur
Einweihung stand der passende, wenn auch „krumme" Jahrestag zur
Verfügung: Es war der 18. Juni, 276 Jahre nach dem Sieg des Großen
Kurfürsten und seiner Truppen über die Schweden bei Fehrbellin.
Nicht der Kaiser, sondern sein Sohn, Kronprinz Wilhelm,
präsidierte über die mit großem Pomp begangene Enthüllung. Der
Kaiser selbst weihte zum selben Zeitpunkt in Kiel einen Zweitguss
des Haverkampschen Modells ein.
Ein Kurfürst
„rotiert"
Die kaiserlichen
Prioritäten sorgten an der Weser begreiflicherweise für
Irritationen. Der Kurfürst „blickte" bis 1945 in die Bäckerstraße.
Der Granitsockel des Denkmals zeigte neben dekorativen Elementen,
der Widmung und dem Jahrestag 24. Oktober 1898 zwei Schrifttafeln
mit dem Kurfürsten zugeschriebenen Aussprüchen: "Für Gott/und für
das Volk" sowie „Gedenke/dass Du ein Deutscher bist".
Nach 1945 bauten britische Truppen das Denkmal ab. Der Platz wurde
für die Zufahrt zur Notbrücke benötigt, die als Ersatz für die bei
Kriegsende gesprengte Weserbrücke diente. Die Figur blieb
erhalten, der Sockel ist seither verschollen. 1948/49 fand das
Denkmal seinen Platz auf einer Estrade an der Nordseite der
wiederhergestellten Brücke.
Die Gestaltung hatte der Architekt Werner March übernommen, der
zugleich am Wiederaufbau des von Bomben zerstörten Rathauses und
des Dorns arbeitete. Der in March-typischer Monumentalität vier
Meter hohe Sandsteinsockel erhielt eine Bronzetafel mit
"Gedenke/dass Du ein Deutscher bist" und dem kleineren Schriftzug
„Der Grosse Kurfürst/1648".
Die Figur blickte nun auf das ehemalige Regierungsgebäude. Nach
1976 wechselte das Denkmal mit dem Bau der heutigen Weserbrücke und
den Vorarbeiten für den Grimpenwall erneut auf die Südseite der
Brücke. Der Kurfürst steht seither auf einem Betonsockel von
1,50 Metern Höhe, der 1993 mit Granit verkleidet wurde. Dabei
wurde die Figur, die zunächst wieder gen Bäckerstraße geblickt
hatte, um 90 Grad gedreht und blickt nun wieder zum Klausenwall.
Angesichts dieser häufigen, auch längeren „Ortswechsel“
überraschten die heftigen Reaktionen, als 1998 im Rahmen von
Arbeiten für den Melitta-Förderpreis Aktuelle Kunst Haverkamps
Figur für einige Wochen um 180 Grad gedreht wurde. |