Tradition und Gegenwart im Symbol verknüpft
Handwerkersäule soll Zugehörigkeit und Zukunftsfähigkeit
dokumentieren / 36 Zeichen für einzelne Tätigkeitszweige
Als Material ist Granit von einer
gewissen Langlebigkeit. Als Element der Handwerkersäule von 1998
dokumentiert dieser Baustoff die Traditionen einer Jahrhunderte
langen Geschichte.
"Es war unser Geschenk zur 1200 Jahr-Feier der Stadt", erinnert
sich Albert Kruse. Der Ideengeber und langjährige Obermeister
der Kraftfahrzeug-Gewerbe-Innung engagierte sich damals wie
heute auch im "Verein zur Pflege der Handwerkskultur im Kreis
Minden-Lübbecke". Dieser Zusammenschluss will Zeugnisse des
Handwerks erhalten und damit ein wichtiges Stück
Sozialgeschichte dokumentieren - zum Beispiel mit Ausstellungen
alten Handwerksgeräts wie jüngst in der Volksbank (Bericht im
MT).Mit dem Geschenk der Säule habe die Handwerkerschaft ihr gutes
Verhältnis zur Stadt Minden und die bürgerschaftliche
Verpflichtung gegenüber der Region ebenso unterstreichen wollen,
wie den Stellenwert des Handwerks auch in "modernen Zeiten" so
Kruse weiter. Es ist ein durchaus kompaktes Bauwerk, das am 3.
Dezember 1998 auf dem Vorplatz der Marientreppe zur Hufschmiede
der Öffentlichkeit übergeben wurde - begleitet von Grußworten
und guten Wünschen, die auch in einer eigens verlegten Broschüre
dokumentiert wurden.
Dort finden sich auch eine Darstellung der Mindener Handwerksgeschichte von
Eberhard Brandhorst und eine Darstellung und Erklärung der verschiedenen
Handwerkssymbole auf der Säule. Sie machen die Broschüre über den Anlass hinaus
interessant. Selbstbewusstsein und Selbstverständnis der Handwerkerschaft
dokumentieren die äußeren Formen der achteckigen Säule, die bei einem
Durchmesser von 1,20 Metern bis zu 2,30 Meter hoch ist.
Ein Kern aus Beton ist mit Platten aus hellrotem, fein geflecktem Granit
verkleidet. Die Außenflächen tragen sechs Mal je fünf und einmal sechs
Berufsstandzeichen des Handwerks.
"Die ausfindig zu machen und zu dokumentieren, war schon Arbeit", erinnert sich
Albert Kruse. Manche Zunftzeichen seien in Vergessenheit geraten. Andere seien,
wie beim Schmiedehandwerk, heute nicht mehr gebräuchlich, aber aus der
Geschichte nicht wegzudenken. Außerdem hätten die Initiatoren der Säule eine
Auswahl von 36 aus 97 Zeichen treffen müssen: "Handwerker sind nämlich
empfindlich. Das weiß ich, ich bin ja auch einer", erinnert sich Kruse an
nötiges Verhandeln und Vermitteln.
Auf dem Richtung Innenstadt gerichteten Feld der Säule ist neben dem
Widmungstext das 1938/39 eingeführte Berufsstandszeichen des deutschen Handwerks
angebracht. Es zeigt neben Eichenlaub einen stilisierten Hammer mit einem so
genannten Malkreuz. Diese stehen für die schöpferische Veränderung des
Unfertigen, wie sie die Arbeit aller Handwerksberufe kennzeichnet.
Wenn Betrachterin oder Betrachter einige Schritte zurücktreten, wird die Idee
der zunächst etwas wuchtig wirkenden Säule deutlich. Die um 30 Grad geneigte
abschließende Granitplatte ist so gestaltet, wie das 1994 eingeführte neue
Berufsstandszeichen des Handwerks. Das Achteck soll an die Vielseitigkeit der
Handwerkszweige erinnern. Zugleich ist das Achteck als sechseckiger Hohlkörper
wie eine Schraubenmutter geformt, und die nach oben offene Darstellung soll das
Handwerk als aufsteigend, leistungsstark und zukunftorientiert porträtieren.
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Zeichen auf der
Handwerkersäule Die folgenden Handwerkszeichen sind auf den Außenflächen der
Handwerkersäule von 1998 als Bronzemedaillons angebracht (gegen den
Uhrzeigersinn, beginnend rechts von der Widmungsseite). Zum Teil handelt es sich
um Darstellungen von Werkstoffen und Geräten, zum Teil um überlieferte
Zunftwappen. Maurer, Baugewerbe, Zimmerer, Dachdecker und Straßenbauer Bildhauer
und Steinmetze, Maler, Schornsteinfeger, Mechaniker, Stellmacher und
Karosseriebauer Schmiede Schlosser, Kraftfahrzeughandwerk, Installateur und
Heizungsbauer, Elektroinstallateure Uhrmacher, Gold- und Silberschmied,
Tischler, Drechsler, Boots- und Schiffbauer, Optiker und Feinmechaniker
Herrenschneider, Putzmacher und Modisten, Wäscheschneider und Weber,
Schuhmacher, Sattler und Tapezierer Bäcker, Konditoren, Fleischer, Müller,
Brauer und Mälzer Friseure, Glaser, Fotografen, Buchbinder, Buchdrucker. (mar)
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