1. Amtmeister-Stolte Stein 1693
  2. Schwichow-Denkmal
  3. Denkmal für Bürgermeister Kleine
  4. Denkmal für die Kriegstoten 1864/66
  5. Denkmal für den Krieg 1870/71
  6. Der Große Kurfürst 1901
  7. Das Pionierdenkmal 1904
  8. Der Manzelbrunnen 1906
  9. Hochwasser-Merkstein um 1910
  10. Spuren des 1. Weltkrieges - Teil I
  11. Spuren des 1. Weltkrieges - Teil II
  12. Denkmäler im Exil
  13. Das Sympher-Denkmal
  14. Sparkassenfiguren
  15. Der Köslin-Stein 1953
  16. Der Pionier am Schwanenteich 1953
  17. Berlin-Stein am Wesertor
  18. Dampflock-Radsatz
  19. Der Weserspucker
  20. Figurengruppe Rathaus
  21. Minden und die Bundeswehr
  22. Skulpturen
  23. Das Keilstück
  24. Mahnmal für Opfer der NS-Diktatur
  25. Denkmal für die Schlacht bei Minden
  26. Der Mindener Buttjer
  27. Der Britische Gedenkstein1994
  28. Dankerser Schweinebrunnen 1994
  29. Die Bessel-Büste 1996
  30. Die Handwerker-Säule 1998
  31. Der Kohlenträger 1999
  32. Der Wartende 2004
  33. Gedenkstein am Fort B

    Zur Startseite

28. Dankerser Schweinebrunnen 1994

Entspannt am plätschernden Brunnen: Peter Paul Medzech setzte Christian Kipp und seine Herde ein Denkmal
(Foto: Manfred Hoof)

____________________________________________________________________________________________________________

Tierisches in Geilbockshausen

Schweinebrunnen und Ziegenhirt erinnern beiderseits der Bahn an Dankerser Dorfleben

Manches Mal dürfte er mit seiner Herde an den Gleisen gestanden haben: Christian Kipp. Dankersens letzter Schweinehirt, der 1827 starb.
Seit 1994 trägt ein Platz seinen Namen. Der Künstler Peter Paul Medzech hat Kipp und dem längst vergangenen Landleben in Dankersen ein Denkmal gesetzt.
 


Dabei griffen Heimatpflege und Verkehrsplanung ineinander:
Nicht weit vom Dankerser Ortskern lag bis Anfang der 1990er-Jahre Mindens berüchtigtster Bahnübergang - wer dort die Strecke überqueren wollt, musste Zeit und Geduld mitbringen, denn eigentlich waren die Schranken immer "dicht". Gefühlt wenigstens.
Heute sorgt eine Unterführung für flotten Verkehrsfluss. Gefühlt wenigstens.

Heute sorgt eine Unterführung für flotten Verkehrsfluss. Das Gebiet rund um die Dankerser Unterführung ist allerdings fast ein Gesamtkunstwerk: Städtisches und Dörfliches greift ineinander, Technik (in Gestalt von Straße, Brückenbauwerk und Bahntrasse) und Kunst ergänzen sich.

Mitglieder des Heimatvereins hatten 1993 angeregt, bei der Neugestaltung des Areals an Christian Kipp als letzten Schweinehirten der Dankerser Hudegemeinschaft zu erinnern.
Geld stand im Rahmen des Gesamtbauprojekts (damals) durchaus (noch) zur Verfügung,
Der Ausschuss für Bauen und Verkehr zog zu inhaltlichen Fragen im Sommer 1993 die Kulturpolitiker hinzu, und am Ende stand ein „begrenzter" Wettbewerb: sieben Künstler aus der Region wurden um Lösungsvorschläge gebeten. Die Juroren entschieden sich Anfang Dezember 1993 für die Lösung mit der Nummer A6. Sie stammte vom damals in Lübbecke ansässigen Künstler Peter Paul Medzech und wurde auf dem nach Christian Kipp benannten Platz aufgestellt - dort, wo heute Bodestraße, Mainstraße und Neckarstraße zusammentreffen. Der Bahnbau 1847 hatte hier die Gemeindewiesen durchtrennt, so dass für das Borstenvieh eigens ein Durchgang geschaffen wurde (siehe Hintergrund).
Medzechs naturalistische Darstellung zeigt den Schweinehirten am Brunnen, auf einem Stein sitzend, umlagert von dreien der von ihm beaufsichtigten Schweine. Ein Schwein trinkt geschäftig, eines blickt halb aufgerichtet Richtung Eisenbahn, das dritte, sichtbar ein Muttertier, liegt auf der Seite und erholt sich mit regelrecht vergnügt wirkendem Blick.

Der Schweinebrunnen hat seinen heutigen Platz nördlich der Bahn und etwas abseits der Dankerser Ortsmitte. Gewissermaßen zur Ergänzung steht seit dem Sommer 1998 auf der Südseite nahe der nach dem Schweinebrunnen benannten Gaststätte eine weitere Medzech-Plastik.
Sie besteht aus Ziege und Hirten und soll an die bis zum Zweiten Weltkrieg als Großvieh der „kleinen Leute" weit verbreiteten Ziegen erinnern. Zugleich lässt sich diese Skulptur auch als Anspielung auf den zeitweilig weit verbreiteten Dankerser Beinamen „Geilbockshausen" verstehen und verrät damit auch eine gewisse Selbstironie.



Hirten und Hude

Nicht ohne Stolz erinnert der Dankerser Heimatverein an die auf allen Dörfern einst verbreitete Hude: das Vieh wurde zum Weiden auf die Gemeindewiese getrieben - massenhafte Stallhaltung gab
es nicht. Die überschaubaren Größenordnungen zeigten sich in Dankersen auch am Kuhbestand. 70 Tiere hütete der letzte Kuhhirte Heinrich Rathert bis zu seinem Tode 1892 unterstützt von zwei Gehilfen. Die mageren Wiesen mit mäßigem Ertrag trug dann 1893 zur Auflösung dieser Hudegemeinschaft bei.

Schweine trieben die Dankerser auf Wiesen an den Riehen und am Teich. 1847, beim Bau der Bahn nach Hannover, wurde unter den Gleisen durch das Hudegebiet ein anderthalb Meter hoher Tunnel
angelegt, die sogenannte „Schweinerampe".
Dieser Durchlass wurde nach dem Ersten Weltkrieg beim Bau der Strecke Minden-Nienburg beseitigt. Christian Kipp war bis 1927 Schweinehirt, Gemeindediener und Nachtwächter Dankersens.

Der Ziegenhirt auf der Südseite der Bahn trägt keinen Namen und steht für unzählige Menschen. Ziegen gehörten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu vielen Haushalten einfach dazu. Fast 11 000 Ziegen wurden um 1900 im Kreis Minden gehalten - nicht nur bei Landwirten. Auch Arbeiter, Angestellte und kleine Beamte hielten Ziegen, die besonders bei letzteren als klassische „Eisenbahnerkühe" galten.