Dabei griffen
Heimatpflege und Verkehrsplanung ineinander:
Nicht weit vom Dankerser Ortskern lag bis Anfang der 1990er-Jahre
Mindens berüchtigtster Bahnübergang - wer dort die Strecke
überqueren wollt, musste Zeit und Geduld mitbringen, denn eigentlich
waren die Schranken immer "dicht". Gefühlt wenigstens.
Heute sorgt eine Unterführung für flotten Verkehrsfluss. Gefühlt
wenigstens.
Heute sorgt eine Unterführung für flotten Verkehrsfluss. Das Gebiet
rund um die Dankerser Unterführung ist allerdings fast ein
Gesamtkunstwerk: Städtisches und Dörfliches greift ineinander,
Technik (in Gestalt von Straße, Brückenbauwerk und Bahntrasse) und
Kunst ergänzen sich.
Mitglieder des Heimatvereins hatten
1993 angeregt, bei der Neugestaltung des Areals an Christian Kipp
als letzten Schweinehirten der Dankerser Hudegemeinschaft zu
erinnern.
Geld stand im Rahmen des Gesamtbauprojekts (damals) durchaus (noch)
zur Verfügung,
Der Ausschuss für Bauen und Verkehr zog zu inhaltlichen Fragen im
Sommer 1993 die Kulturpolitiker hinzu, und am Ende stand ein
„begrenzter" Wettbewerb: sieben Künstler aus der Region wurden um
Lösungsvorschläge gebeten. Die Juroren entschieden sich Anfang
Dezember 1993 für die Lösung mit der Nummer A6. Sie stammte vom
damals in Lübbecke ansässigen Künstler Peter Paul Medzech und wurde
auf dem nach Christian Kipp benannten Platz aufgestellt - dort, wo
heute Bodestraße, Mainstraße und Neckarstraße zusammentreffen. Der
Bahnbau 1847 hatte hier die Gemeindewiesen durchtrennt, so dass für
das Borstenvieh eigens ein Durchgang geschaffen wurde (siehe
Hintergrund).
Medzechs naturalistische Darstellung zeigt den Schweinehirten am
Brunnen, auf einem Stein sitzend, umlagert von dreien der von ihm
beaufsichtigten Schweine. Ein Schwein trinkt geschäftig, eines
blickt halb aufgerichtet Richtung Eisenbahn, das dritte, sichtbar
ein Muttertier, liegt auf der Seite und erholt sich mit regelrecht
vergnügt wirkendem Blick.
Der Schweinebrunnen hat seinen heutigen Platz nördlich der Bahn und
etwas abseits der Dankerser Ortsmitte. Gewissermaßen zur Ergänzung
steht seit dem Sommer 1998 auf der Südseite nahe der nach dem
Schweinebrunnen benannten Gaststätte eine weitere Medzech-Plastik.
Sie besteht aus Ziege und Hirten und soll an die bis zum Zweiten
Weltkrieg als Großvieh der „kleinen Leute" weit verbreiteten Ziegen
erinnern. Zugleich lässt sich diese Skulptur auch als Anspielung auf
den zeitweilig weit verbreiteten Dankerser Beinamen
„Geilbockshausen" verstehen und verrät damit auch eine gewisse
Selbstironie.

Hirten und Hude
Nicht ohne Stolz erinnert der
Dankerser Heimatverein an die auf allen Dörfern einst verbreitete
Hude: das Vieh wurde zum Weiden auf die Gemeindewiese getrieben -
massenhafte Stallhaltung gab
es nicht. Die überschaubaren Größenordnungen zeigten sich in
Dankersen auch am Kuhbestand. 70 Tiere hütete der letzte Kuhhirte
Heinrich Rathert bis zu seinem Tode 1892 unterstützt von zwei
Gehilfen. Die mageren Wiesen mit mäßigem Ertrag trug dann 1893 zur
Auflösung dieser Hudegemeinschaft bei.
Schweine trieben die Dankerser auf Wiesen an den Riehen und am
Teich. 1847, beim Bau der Bahn nach Hannover, wurde unter den
Gleisen durch das Hudegebiet ein anderthalb Meter hoher Tunnel
angelegt, die sogenannte „Schweinerampe".
Dieser Durchlass wurde nach dem Ersten Weltkrieg beim Bau der
Strecke Minden-Nienburg beseitigt. Christian Kipp war bis
1927 Schweinehirt, Gemeindediener und Nachtwächter Dankersens.
Der Ziegenhirt auf der Südseite der Bahn trägt keinen Namen
und steht für unzählige Menschen. Ziegen gehörten bis zur Mitte des
20. Jahrhunderts zu vielen Haushalten einfach dazu. Fast 11 000
Ziegen wurden um 1900 im Kreis Minden gehalten - nicht nur bei
Landwirten. Auch Arbeiter, Angestellte und kleine Beamte hielten
Ziegen, die besonders bei letzteren als klassische „Eisenbahnerkühe"
galten. |