1. Amtmeister-Stolte Stein 1693
  2. Schwichow-Denkmal
  3. Denkmal für Bürgermeister Kleine
  4. Denkmal für die Kriegstoten 1864/66
  5. Denkmal für den Krieg 1870/71
  6. Der Große Kurfürst 1901
  7. Das Pionierdenkmal 1904
  8. Der Manzelbrunnen 1906
  9. Hochwasser-Merkstein um 1910
  10. Spuren des 1. Weltkrieges - Teil I
  11. Spuren des 1. Weltkrieges - Teil II
  12. Denkmäler im Exil
  13. Das Sympher-Denkmal
  14. Sparkassenfiguren
  15. Der Köslin-Stein 1953
  16. Der Pionier am Schwanenteich 1953
  17. Berlin-Stein am Wesertor
  18. Dampflock-Radsatz
  19. Der Weserspucker
  20. Figurengruppe Rathaus
  21. Minden und die Bundeswehr
  22. Skulpturen
  23. Das Keilstück
  24. Mahnmal für Opfer der NS-Diktatur
  25. Denkmal für die Schlacht bei Minden
  26. Der Mindener Buttjer
  27. Der Britische Gedenkstein1994
  28. Dankerser Schweinebrunnen 1994
  29. Die Bessel-Büste 1996
  30. Die Handwerker-Säule 1998
  31. Der Kohlenträger 1999
  32. Der Wartende 2004
  33. Gedenkstein am Fort B

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33. Gedenkstein am Fort B

Nur wenigen bekannt:
Der Gedenkstein auf dem Gelände des Technologiezentrums der Deutschen Bahn erinnert an den Tod Dr. Friedrich Speichs vor 74 Jahren.
(Foto: Steffen)

Fast unter dem Gestrüpp verschwunden
 

Verborgener Gedenkstein erinnert an tödlichen Unglücksfall bei Brückenübung im Fort B im Sommer 1933
 
Minden (mar). Der Stein erfüllt alle Kriterien eines vergessenen Denkmals: nicht allzu groß, hinter Büschen und Sträuchern verborgen und der Öffentlichkeit ohnehin nicht zugänglich.

Erst als Reaktion auf andere Folgen dieser Serie meldeten sich zwei MT-Leser mit Hinweisen auf den Gedenkstein für Dr. Friedrich Speich auf dem Gelände des Technologiezentrums der Deutschen Bahn. Erinnert wird an ein Unglück vor 74 Jahren. Damals wurde das Areal rund um das Fort B militärisch genutzt.

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"Gestern Nachmittag gegen 5.30 Uhr ereignete sich auf dem Pionierübungsplatz bei den Versuchen mit Abbrennen von Brücken ein leichter Unglücksfall. Vier Mann wurden leicht verletzt, unter ihnen der Kommandeur, Major Dr. Speich." So meldete das MT am Freitag, 21. Juli 1933, unter "Stadtnachrichten", ähnlich las es sich im Konkurrenzblatt, der "Mindener Zeitung", die allerdings Speichs Dienstgrad als Oberstleutnant angab. Vermutlich hatte sich beim versuchsweisen "kriegsmäßigen" Zerstören von hölzernem Brückengerät mit Sprengstoff oder Brandbeschleunigern ein Unfall ereignet - so kann es sich auch Norbert Riechmann erklären. Der DB-Mitarbeiter und Feuerwehrmann war schon vor Jahren auf den Stein aufmerksam geworden.
 
Im Krankenhaus in Hannover verstorben

Für eine Woche schwiegen MT und MZ über den Unfall. Am 28. Juli erfuhren Leserinnen und Leser dann in großer Aufmachung im redaktionellen Teil und durch Traueranzeige, dass Speich "an den Folgeerscheinungen des am 20. Juli auf dem Landübungsplatz erfolgten Unfalls" nach "zweimaliger Operation", so das MT, im Krankenhaus I in Hannover verstorben war. Trotz umfangreicher und stellenweise pathetischer Würdigung des Toten erfuhren die Leser über die Umstände des Unglücks oder die genauen Verletzungen erneut nichts. Das Konkurrenzblatt MZ wusste von einer eigentlich gut verlaufenen Heilung der Brandwunden zu berichten und ergänzte, dass die "Kunst der Aerzte" dennoch nichts mehr vermocht habe: ein als "Todeskeim" bezeichnetes und nach dem Unglück wieder ausgebrochenes "inneres Leiden" aus dem Kriegseinsatz im Orient 1917-18 habe den Oberstleutnant sterben lassen. Die übrigen Verletzten seien auf dem Wege der Besserung.

Die Inschrift am Sandsteinfindling enthält keine weiter führenden Informationen: "Hier verunglückte / im Dienst am 20. Juli 1933 / der Kommandeur / des 6. Preuss. Pi.-Btls. / Oberstleutnant / Dr. Fr. Speich / Gestorben 27. Juli 1933." Was geschehen war, wussten nur Anwesende, nicht die Öffentlichkeit. Im Rückblick lässt sich nur spekulieren, was dennoch an die Öffentlichkeit drang. Viele in der kleinen Garnison Minden kannten jemanden bei "Pi 6" - oder jemanden, der wen kannte . . .

Ohnehin waren es angespannte Tage voller Unruhe und Gerüchte - auch das zeigt der Blick in die zwei Mindener Tageszeitungen, die nach einem halben Jahr Nazi-Herrschaft im Juli 1933 noch erschienen: Mehrfach werden in hektischem Ton Hausdurchsuchungen und Razzien gegen "Kommunisten" gemeldet - politische Verfolgungen sind in vollem Gang. Neue (Nazi)-Stadtverordnete ersetzen die aus dem Amt gedrängten Ratsmitglieder der SPD. Der so genannte "Kirchenkampf" beschäftigt das evangelische Minden.

Vor diesem Hintergrund berichten die deutlich rechts stehende "Mindener Zeitung" und das eher bürgerliche "Tageblatt" jedoch ausführlich über die unter Mitwirkung von NS-Organisationen gestaltete Trauerfeier für Speich, dessen Söhne in Hitlerjugend-Uniform teilnahmen. Die Zeremonie in Minden war laut diesen Berichten auch Speichs Verbundenheit mit der Stadt geschuldet.

Der Leichnam sollte eingeäschert und in Magdeburg im Kreise der Familie beigesetzt werden. Zuvor wurde der Sarg jedoch eigens von Hannover nach Minden überführt und am 30. Juli nach einem Gottesdienst in der Garnisonskirche St. Simeonis im Trauerzug durch die Altstadt geführt und auf dem Simeonsplatz mit Salutschüssen verabschiedet.