1. Amtmeister-Stolte Stein 1693
  2. Schwichow-Denkmal
  3. Denkmal für Bürgermeister Kleine
  4. Denkmal für die Kriegstoten 1864/66
  5. Denkmal für den Krieg 1870/71
  6. Der Große Kurfürst 1901
  7. Das Pionierdenkmal 1904
  8. Der Manzelbrunnen 1906
  9. Hochwasser-Merkstein um 1910
  10. Spuren des 1. Weltkrieges - Teil I
  11. Spuren des 1. Weltkrieges - Teil II
  12. Denkmäler im Exil
  13. Das Sympher-Denkmal
  14. Sparkassenfiguren
  15. Der Köslin-Stein 1953
  16. Der Pionier am Schwanenteich 1953
  17. Berlin-Stein am Wesertor
  18. Dampflock-Radsatz
  19. Der Weserspucker
  20. Figurengruppe Rathaus
  21. Minden und die Bundeswehr
  22. Skulpturen
  23. Das Keilstück
  24. Mahnmal für Opfer der NS-Diktatur
  25. Denkmal für die Schlacht bei Minden
  26. Der Mindener Buttjer
  27. Der Britische Gedenkstein1994
  28. Dankerser Schweinebrunnen 1994
  29. Die Bessel-Büste 1996
  30. Die Handwerker-Säule 1998
  31. Der Kohlenträger 1999
  32. Der Wartende 2004
  33. Gedenkstein am Fort B

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27. Der Britische Gedenkstein 1994

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Erinnerungen an die "Tommies"
 

Weserpromenade: Baum und Findling würdigen fast 50 Jahre mit britischen Nachbarn auf Zeit
 
Minden (mar). Es war eine Sache weniger Handgriffe, denn symbolische Akte geschehen selten unvorbereitet: Gemeinsam pflanzten Bürgermeister Siegfried Fleissner, der britische Verbindungsoffizier Chris Linaker und Oberstleutnant "AK" Miller von den Argyll and Sutherland Highlanders östlich des Weserstadions am 26. Juni 1993 eine Eiche.

 
Später folgte ein Granitfindling. Dieses "Ensemble" erinnern an das britische Militär in Minden. Zu dem Verabschiedungszeremonien des seit 1989 an der Grille stationierten schottischen Regiments gehörten ein Appell und die Parade über die Weserbrücke, an deren Ende die Baumpflanzaktion stand.

Drill und Dudelsackmusik nahmen das tatsächliche Ende der britischen Garnison an der Weserstadt öffentlichkeitswirksam vorweg. Denn erst zum April 1994 verließen die letzten 140 Mann eher unauffällig die Kingsley-Kaserne auf der Minderheide. Den Anfang hatte 1992 das Queen´s Regiment gemacht und seine Unterkunft an der Ringstraße geräumt.
 
Im April 1945 hatten kanadische Truppen Minden nach kurzen Kämpfen besetzt. Sie gehörten zu einem britischen Großverband. Als die Kanadier weiterzogen, rückten ihre britischen Vettern in Minden nach.
Das Verhältnis zwischen Besatzungstruppen und Besetzten verlief nach den Anspannungen der letzten Kampfhandlungen pragmatisch. Illusionen über die Rollenverteilung konnten nicht aufkommen: da gab es zum einen das später gelockerte "Verbrüderungsverbot", das in der britischen und der US-Besatzungszone Beziehungen zwischen Truppe und Deutschen auf ein Minimum reduzieren sollte - mit mäßigem Erfolg.

Schwerer wog für viele Mindener das Beschlagnehmen von Wohnquartieren. Praktisch der gesamte Bezirk zwischen Glacis und Ringstraße wurde zum Sperrgebiet. Die Briten regelten mit Beschlagnahmen ihren Platzbedarf so, wie Besatzungsmächte das eben tun

Die "besatzungsverdrängten" Bewohner mussten anderweitig unterkommen, viele bis in die 1950er-Jahre. Unterdessen stellten die Briten aber auch erste deutsche Arbeiter, Handwerker und Bürokräfte an.

Nach und nach verbesserten sich die Beziehungen: der Ost-West-Konflikt und die gemeinsame Zugehörigkeit beider Länder zur Nato trugen auch an der Weser zur deutsch-britischen Entkrampfung bei.

Spannunngen blieben nicht immer aus, gerade mit dem Ende der britischen Wehrpflichtarmee um 1960 veränderte sich die Sozialstruktur der Army in der Wahrnehmung der Mindener. Vielleicht lag es aber auch an den damals in der Stadt stationierten und seit jeher als ziemlich rabiat bekannten Soldaten des Regiments The Cameronians (Scottish Rifles).

Schlägereien und Beschwerden häuften sich, britische Medien kamen an die Weser und ein entnervter Repräsentant der Stadt soll mit einer Bemerkung über "schottische Giftzwerge" die englische Sprache bereichert haben: Journalisten erfanden den "poisonous dwarf". Auch Manöverlärm, Hubschrauberflüge und Unfälle mit Militärfahrzeugen beeinträchtigten von Zeit zu Zeit das Klima.

Trotz Schlägereien und einzelner Straftaten war die Haltung der meisten Mindener zu ihren englischen, schottischen, irischen und walisischen Nachbarn auf Zeit gleichgültig bis freundschaftlich. Sportvereine und Jazzformationen freuten sich über britische Mitwirkende.

Britische Bands bereicherten die Umzüge des Freischießens und spielten für wohltätige Zwecke, so wie auch einzelne Soldaten immer wieder "Charity"-Aktivitäten entfalteten und dabei auf das Wohlwollen der Stadtspitzen rechnen konnten.

Diese folgten nach Ratsbeschluss am 10. November 1973 einem englischen Brauch und verliehen das Recht der "Stadtfreiheit" an die Royal Electrical and Mechanical Engineers, die als Instandsetzungseinheit ununterbrochen in Minden stationiert waren. Ähnlich sah es bei Unterstützungsverbänden wie Sanitätern, Nachschub, Militärpolizei, Betreuungseinrichtungen und der zivilen Infrastruktur aus - so unterhielten die Briten etwa eigene Schulen in der Stadt.

Im Gegensatz zu Unterstützungseinheiten wechselten die Kampftruppen häufiger: Ob Royal Green Jackets oder Gordon Highlanders, ob "Dukes", "Cheshires" oder Border Regiment - manchmal nur Monate, allenfalls ein paar Jahre waren die meisten von ihnen in der Stadt- außer, wenn sie hier nach ihrer Dienstzeit Arbeit oder Lebenspartner fanden.

Das Ende des "Kalten Krieges" und Truppenreduzierungen führten dazu, dass der britische Garnisonskommandeur Doug Cantley im Sommer 1991 den Abzug bis spätestens 1995 ankündigte. Das Freiwerden teils riesiger Militärflächen führte zu Ideen, manchmal Blütenträumen und vielen Planungen.

Deren Umsetzung ist eine Geschichte für sich.

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Die Briten in Minden 49 Jahre lang lebten britische Soldaten und ihre Angehörige in Minden zunächst als Besatzungsmacht, später dann im Rahmen der Nato. Die Stadt war eine Garnison der in Herford stationierten 4. britischen Panzerdivision. Die Briten nutzten teils vorhandene Kasernen, Technische Unterstützungseinheiten fanden Platz in der Westminster-Kaserne (Simeonskaserne), Stabs- und Betreuungseinrichtungen in der Rhodesia-Kaserne (Marienwall). Einheiten mit gepanzerten Fahrzeugen waren meist in der Clifton-Kaserne (Mudra) an der Ringstraße und den Elizabeth-Barracks (Gneisenau) auf dem rechten Weserufer stationiert. Auf der Minderheide entstand die Kingsley-Kaserne unter anderem für Sanitäter und Militärpolizei. Für die Heeresflieger des Army Air Corps schließlich wurden auf dem alten Flugplatz Minderheide die St. George‘s Barracks errichtet, die auch verschiedene andere Formationen beherbergte.